Liebe Fee,
das tut mir natürlich total leid, dass Du von dem Buch so enttäuscht bist!
Da man im Spoiler ja nicht zitieren kann, mach ich das ohne Spoiler. Also alle, die nicht gespoilert werden wollen, bitte nicht weiter lesen:
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Aber mittlerweile geht mir seine Meckerei tierisch auf den Sack.
Ich konnte besser damit umgehen, als ich mehr von Oves Leben erfahren habe. Als ich verstanden habe, warum er so geworden ist. Warst Du schon bei dem Grund, warum Oves Frau im Rollstuhl saß? Danach hat mich Ove wirklich kein bisschen mehr genervt, sondern er hat mir nur unendlich leid getan.
Wie er sich Kapitel für Kapitel darüber aufregt, dass sein ehemals bester Freund, der jahrelang Volvo gefahren ist sich nun einen BMW angeschafft hat. Und bei Sprüchen wie "Von Loyalität haben die ja noch nie was gehört", in diesem Zusammenhang, da könnte ich das Buch am liebsten glatt zuschlagen. Und dass Ove immer Zeitungen in seinen Saab legen muss! Schlimm.
Das hat mich nicht genervt, aber ich habe es lange nicht verstanden. Das wird dann auch deutlicher, wenn man vom Grund erfährt, warum Oves Frau im Rollstuhl sitzt und wie sich die Jahre danach mit seinem ehem. besten Freund und dessen Familie entwickelt haben.
Außerdem geht mir Backmans Schreibstil auch auf den Senkel. Ove nimmt sich wohl oder übel einer Streunerkatze an und Backman beschreibt das Verhalten der Katze wie das einen Hundes!! Eine Katze wird doch niemals (nur in seltenen Ausnahmefällen), regelmäßig neben dem Herrchen herspazieren, während dieser seine Morgenrunde im Viertel dreht. Noch wird sie jemals brav und auf Geheiß auf einen Autositz hüpfen. Da hätte sich Ove lieber eines obdachlosen Hundes annehmen sollen, als einer Katze.
Das hat mich leicht irritiert, aber ich kenne tatsächlich so eine Katze. Wenn die Besitzerin zB mit dem Schlüssel geklappert hat, kam die Katze sofort angerannt und die Besitzerin ist tatsächlich immer mit der Katze spazieren gegangen. Die Katze war ansonsten Freigängerin, aber sie lief ihrer Besitzerin oft hinter her. Das war da, wo ich immer in "Kur" bin. Da hat sich die Katze sogar manchmal ins Gebäude reingeschlichen und sich vors Schwesternzimmer gelegt. ^^
Aber gut, sehr oft kommt sowas natürlich nicht vor. Ich habe das einfach als literarische Freiheit betrachtet.
Apropos Hund und Katze. Die Stelle, wo Backmann beschreibt, wie Oves verhasste Nachbarin, welche eine Fußtrompete (Ove nennt ihn "Winterstiefel" - was mir völlig schleiferhaft ist) zum Hund hält, mit Anlauf ansetzt, die obdachlose Katze zu treten, da hätte ich echt kotzen können.
Ja, die Stelle mochte ich auch nicht. Überhaupt hätte ich auf die Nachbarin verzichten können.
Das mit dem Winterstiefel habe ich so interpretiert, dass man aus dem Hund, der ja ein langes Fell hat, einen Winterstiefel machen könnte. So wie man einen Pelzkragen macht.
Er macht Personen gerne zu Gegenständen und lässt dann die Gegenstände sprechen. "sagte das Garagentor". zB. Und es gab eine Szene, da unterhält sich das erste weiße Hemd mit dem zweiten weißen Hemd. Daraufhin sagt das zweite Hemd zum ersten Hemd: "xyz". Das erste Hemd findet das im Vergleich zum zweiten Hemd nicht so witzig." Dieser Absatz zog sich über eine halbe Seite und bestand eigentlich nur aus den Worten: erster, zweiter, weißes und Hemd. Schlimm war das.
Daran kann ich mich gar nicht erinnern. Das ist mir wohl nicht aufgefallen.
Und ich hoffe, ich habe deine gute Meinung über das Buch nicht zerstört, liebe Orkney.
Ach Quatsch!
So ist das einfach, dass jeder Mensch Dinge unterschiedlich erleben und interpretieren. Und die Schmerzgrenze liegt bei jedem woanders.
So wie bei Dir die Schmerzgrenze vielleicht eher bei Tierquälerei liegt, liegt sie bei mir, wenn es um Leid bei Kindern geht. Da bin ich hochsensibel und habe daher vielleicht mehr Mitgefühl mit Ove, weil ich allein seine Kindheit und Jugend schon schrecklich finde. Ganz zu schweigen, was er später durchleidet.
Und was einer als stilistische Freiheit durchgehen lässt, da greift sich wer anders an den Kopf und sagt: Völliges no-go.