Die beiden haben sich ja immer geliebt. Nur waren sie für eine Beziehung unter den gegebenen Umständen einfach noch zu jung. Jetzt sind sie älter und gereifter und hoffentlich besser in der Lage, mit den Problemen des Alltags zurechtzukommen.
Das habe ich ja genauso gesehen. Umso mehr freut es mich, wenn sie jetzt tatsächlich wieder zusammenfinden.
Oh, bislang habe selbst ich Oma Elli in dieser Hinsicht keine bösen Absichten unterstellt. Aber vielleicht kennst du sie ja besser als ich Zu ihr passe würde es in jedem Fall.
Oma Elli kenn ich nicht, aber leider genügend reale Vorbilder für Klischee-Schwiegermütter-Drachen und auch genügend schmutzige Scheidungen. Da wird sich nur zu gerne die Zuneigung des Kindes mit teuren Spielsachen erkauft und die „Tage mit Kind“ des „Scheidungsgegners“ torpediert.
Wenn sie nun auch noch erkennen würde, dass ihre Tochter nicht der Sonnenschein ist, für den sie ihn hält, dann wäre das ein äußerst harter Schlag.
Ich bin sehr gespannt, wie du sie in diesem Fall regieren lassen würdest bzw. welche Grenze Elisabetha überschreiten müsste, damit Klaudia sich die Wahrheit über ihre Tochter wirklich eingesteht. Was müsste Lottchen anstellen, das Klaudia nicht nur die Augen öffnen würde, sondern sie auch Konsequenzen ziehen ließe?
Aber das weiß Klaudia ja nicht. Für sie ist ihre Tante eine nette Frau, die früher Flugbegleiterin war und heute ein Catering-Unternehmen leitet.
Da verwechsel ich gerade Leser- und Charakterwissen miteinander. Irgendwie dachte ich, Klaudia wären die Familienhintergründe zumindest vage bekannt.
6.1
Ich freue mich für Magda, kann aber gut verstehen, dass Klaudia neidisch wird. Scheinbar hat Magda alles erreicht, was Klaudia verwehrt bleibt: ein Mann, der sie liebt und sie sogar bei ihrer Karriere unterstützt, ein zweites Kind und jetzt auch noch der Durchbruch als Künstlerin.
Das zweite Kind hat mich übrigens ziemlich überrascht. Ich hätte Magda eher für den: „auf keinen Fall eine weitere Schwangerschaft, das ruiniert meine Figur“–Typ gehalten. Bereits beim ersten Kind dachte ich, sie nimmt es lediglich in Kauf, um Holden an sich zu binden.
Jedenfalls: kein Wunder, dass Klaudia ihr eigenes Leben als schaler Fassade empfindet, wenn sie sich mit Magda vergleicht.
Hätte niemals gedacht, dass es so kommen könnte, wenn ich an Magdas Anfänge denke.
Aha, auch die Hartfels bleiben nicht von EAs Einbrechern verschont.
Das bemerkte auch Francesco. Er kam auch mich zu und strich mir zur Beruhigung über die Wange. „Ich habe den Dieb ja rechtzeitig gehört“, sagte er. „Keine Angst, ich werde auch weiterhin für deine und Lottchens Sicherheit sorgen.“
Das glaube ich ihm, da kann Klaudia sich bestimmt 100% auf ihn verlassen. Auch dass er ihre Angst bemerkt und bei ihr schläft, passt total zu ihm. Francesco sieht sich bestimmt als Beschützer seiner Familie und würde alles tun, um dem gerecht zu werden. Nicht nur aus Pflichtgefühl, sondern weil es bei seinem Selbstbild gar nicht anders denkbar ist.
Ich glaube auch, dass er seine Tochter liebt. Allerdings scheint er nicht viel oder nur oberflächlichen Kontakt mit ihr zu haben, denn - Lottchens Schauspielkünste in allen Ehren -, ich traue Francesco zu viel Scharfblick zu, um sich derart vollständig an der Nase herumführen zu lassen.
Oder sieht oder vermutet er einiges und sagt bloß nichts dazu? Es würde ihm jedenfalls ähnlich sehen, kein Wort über Klaudias „Erziehungskünsten“ zu verlieren und stattdessen kommentarlos Gegenmaßnahmen zu ergreifen z.B. indem er einen Nachhilfelehrer einstellt. Schließlich redet er nicht gerne über zwischenmenschliche Probleme.
Lottchen scheint sich ja inzwischen gebessert zu haben - gute Schulnoten, ein eigener Freundeskreis - und ich könnte fast hoffen, dass sich alles zum Besseren entwickelt hat, wenn der Bericht darüber nicht von Klaudia käme - und die fände sicher auch noch eine Entschuldigung für ihre Tochter, wenn sie Lottchen mit dem Messer in der Hand beim Ausweiden einer Katze erwischen würde.
Oder über einer zerbrochenen antiken Vase.
War ja klar, dass Klaudia Lottchen letztlich alles abkauft, was die behauptet.
Der arme Thassilo. Hoffentlich erzählt er seinen Eltern die Wahrheit. Und noch mehr hoffe ich, dass die mal ein paar Wörtchen mit Klaudia reden. Aber wahrscheinlich hoffe ich da umsonst.
Lottchen wird jetzt wirklich unsympathisch. Dass sie bisher ihre Mutter um den Finger gewickelt hat, das habe ich weniger ihr als Klaudia angekreidet. Kinder testen nun mal die Grenzen aus, die ihnen gesetzt werden und wenn ihnen alles durchgeht, dann nutzen sie das natürlich aus.
Aber ihren Freund fälschlich zu bezichtigen, das ist schon ziemlich mies.
Trotzdem könnte ich es noch verstehen, wenn Lottchen so etwas aus Angst vor Strafe machen würde und dabei ein schlechtes Gewissen gegenüber Thassilo hätte.
Aber das mit der Zunge rausstrecken! Lottchen ist nicht einfach feige, sie ist hinterhältig – und dabei stolz auf ihre eigene Cleverness.
Schlechtes Gewissen? Keine Spur.
Wenn sie sich so weiterentwickelt, wird sie wahrscheinlich zu einem echten Charakterschwein. Und, so orakel ich mal weiter, bei ihrer Position und ihren Kontakten ein beruflich äußerst erfolgreiches Charakterschwein.
Aha, Thassilo wird von Lottchen abserviert und durch Rocko ersetzt. Wahrscheinlich auch eine Lehre fürs Leben, die Lottchen da zieht: Menschen sind ersetzbar und jemand in ihrer Position wird immer neue Groupies finden.
Den Wert von wahrer Freundschaft (er)kennt Lottchen wahrscheinlich nicht.
Jetzt wird also Rocko zum Ziel für ihre „Späße“.
Die eigentlichen Streiche finde ich gar nicht so schlimm, wenn es lediglich ein Ulk wäre, über den man zusammen lachen kann; aber Lottchen benutzt ihre Streiche, um Rocko zu demütigen und auszugrenzen. Und sie genießt diese Quälspielchen und ihre Macht.
Keine ihrer Freundinnen sagt die Wahrheit oder steht Rocko bei. Noch nicht mal er selbst wehrt sich.
Die nächste Lektion für Lottchen: Menschen sind bereit, eine Menge zu schlucken und zu ertragen, nur um zum elitären Kreis der Prinzessin Hartfels zu gehören.
Nein, das entwickelt sich nicht zum Guten. Zum Interessanten, ja. Aber nicht zum Guten.